1. Genesis 2.0
(intro)
2. Betonlethargie
Strassen biegen sich,
fliessen durch den Dunst aus Licht.
Das Bild trügt, scheint verlogen,
denn real, das ist es nicht.
Mein Wort stösst an das müde Flimmern.
Der Laternen kalter Schein,
in Rot getaucht die Wirklichkeit.
Das Dunkel sollte dunkler sein,
die Reflektion erstickt im Stein,
in einem Abbild uns'res Lebens,
in der Fiktion von Harmonie,
im Neonlicht des Strassenlebens,
im roten Teppich der Tristesse,
der sich durch die Gassen zieht
und am Beton empor gewachsen,
sich in alle Kammern flieht.
Die Lethargie schwebt in der Luft
und alles scheint befallen.
Nur der Beton steht wo er wuchs,
mit seinen starren Krallen,
tief im Erdreich eingegraben,
alle Farbe aus ihm zehrend
und der Phantasie im Geiste,
den Weg in diese Stadt versperrend.
Atme schwer den Staub vom Boden,
in die Lunge, in das Blut.
Gestank von faulen Tierkadavern,
den Duft vom Ende allen Muts.
Atme schwer den sauren Regen,
der sich auf die Stadt ergiesst
und in einem kleinen Strome
direkt ins letzte Erdreich fliesst.
Auf dass der Boden sich vergifte
und ein neues Steingeschwür
aus ihm wachsen, blühen möge,
eh das Grün den Grund berührt.
Auf dass diese Fiktion von Leben
ewig in den Köpfen thront,
und den Menschen für sein Werk
mit kargem Grau im Grau belohnt.
3. Leiermann
Eine greise stimme führt mich
durch die Gassen in die Stadt
als ein Wesen unbekannt
allen Blick gefesselt hat...
Aller Wille dreht den Körper,
Der sich ganz alleine führt,
rückwärts in das Ungewisse,
wo die Angst den Schwarm berührt,
der aus Vögeln sich gesammelt
in die Höhe aufgescheucht,
rückwärts durch die Strassen fliegt
ohne irgendein Geräusch.
Aus dem Dunst steigt unbeachtet
ein dürrer Leib mit sanftem Schritt,
die Leier in der Hand,
er spielt sie und summt säuselnd mit ihr mit.
Er spielt so wunderschön die Saiten
als er mit dem Bogen streicht.
Ich sehne mich nach Orpheus Armen,
der mir seine Hände reicht.
Kurz bevor das Lied verklungen,
hält der Leiermann den Ton,
hebt behutsam seine Stimme,
steigt von seinem Totenthron.
Erkennst du mich nicht,
was weichst du zurück?
Wir tanzten zusammen
schon manch wirres Stück.
Im Wandel der Zeiten,
den Beben der Welt,
hast du mich dem Menschen
zur Seite gestellt.
Wir warten auf die Morgenstunde,
ob der Mensch dich sehen will.
Ob sein Weg und deine Wunden
heilen und verwachsen will.
Blick nur den Leiermann,
wie er sich winden kann.
Gerade noch im Bild verwoben,
plötzlich war er fort.
Blick nur den Leiermann,
die Schlangen krochen ihm voran.
Als sich meine Lider hoben,
stand ein leerer Ort
4. Der Monolog Des Antichristen
Blick nur wer sein Nest verlassen,
Jahre hört ich nichts von dir,
um plötzlich dann in toten Gassen
umher zu Irren wie ein Tier,
das winselnd seinen Kopf versteckt
aus Angst er wird ihm abgeschlagen,
von einem Geist im Dunkeln.
Steh schon auf und lass mich fragen,
lohnt es sich, sie zu verschonen,
nach allem was die Zeit gebracht?
Ich bin der, der Chaos bringt,
war's zumindest angedacht.
So vieles durfte ich bestaunen,
so viel Mord und Hungersnot,
Krieg und spontane Launen,
so viel Angst und so viel Tod.
Alles wurd mir zugeschrieben,
so als tät der Mensch mich kümmern,
dieser Schmalgeist armer Triebe
in seinem Monument aus Trümmern.
Er gab mir Gestalt und Namen,
nicht mal Du erkennst mich nun.
Schrieb ein Buch um mich zu bannen,
als könnt ich wirklich böses tun.
Bei Gott ich kann!
Bei Gott ich will!
doch war der Mensch stets vor mir hier.
Ich speie Blut auf diese Sippe,
die sich allem losgesagt,
das logisch ausserhalb der Krippe,
im Leben und im Diesseits tagt.
Dann die Gelehrten,
Visionäre,
die zuhauf Gesetze fanden.
Ein kleiner Fingerschnipp genügt
um Adams restliche Verwandte
der Logik, so wie sie es nennen,
schlichtweg boshaft zu entreissen
und alles, was sie bisher kennen,
spontan willkürlich Falsch zu heissen.
Was rede ich?
Verzeihe mir!
Du kennst den Mensch so gut wie ich
und der verwirrte Blick in dir
wird bald schon klar & ändert sich.
Du geniesst das letzte Wort.
Das Monument wird müde sein.
Man könnt es als Versuch verzeih'n,
andernfalls besteht es fort.
5. Thanatos
Es knarrt der Thron aus Elfenbein,
Porös ist sein Gestell,
von fetten Leibern durchgewetzt,
als man sich satt sah am Gebell,
der grossen Dichter, Pianisten,
die Kultur aus Eimern trinken
und dem Volk von Flieder künden
so sie auch nach Pisse stinken.
Der Samen tropft vom Kinderbett,
herab ins kleine Weihrauchfass
und mischt sich mit dem Duft der Unschuld,
dem Wein, der kleine Knaben hasst,
und zugleich liebt.
Solang man seine Zunge hütet und das,
was hinter Mauern wütet
am Ende als Fauxpas vergibt.
Das nackte Fleisch reibt sich am Tischbein,
leckt sich in den Ärschen satt.
Man kotzt das Ansehn'n in den Ausschnitt
jener, der genügend hat.
Sei's Dekolletee, sei's Reichtum nur.
Parfüm zerschneidet alle Pest,
die als Gestank aus Poren fliesst,
und sich von Armut ficken lässt!
Der Schoss wärmt sich an toten Kötern,
nachdem man eine Frau bestiegen,
und an den Haaren aufgeknüpft,
darf Mann sie in der Schande wiegen.
Als hätte sie das Schlangentier
in ihre Schenkel eingetaucht
und Adam Geilheit aufdiktiert,
da er schlicht keine Liebe braucht.
Nen Apfel hat sie sich gestohlen,
weil Erkenntnis menschlich ist,
und der Wille ohne Ketten nicht folglich kleine Kinder frisst.
Die Suche nach dem Ziel der Dinge,
kann so unterhaltsam sein.
Kultur, das was der Mensch errichtet,
lässt selbst schwarzes Gold erscheinen.
6. Antimensch
Ich bin Legion, denn nun ich bin viele!
Ich bin Legion, denn nun sind wir viele!
Ich bin Legion, denn nun ich bin viele!
Schwefel steht in meinen Lungen
als sei der Teufel eingefahren,
durch den Aderstollen zum Herzen,
wo sich Gut und Böse paaren
und im Gedärm ein Nest errichten
das sich aus Geschichte nährt,
die jeden Tropfen Blut
aus ihr dem Ende uns'rer Zeit vererbt.
Antimensch, vorwärts!
Vorwärts, marsch!
Antimensch, erhebe dich!
Trage Chaos in die Welt,
giesse Gift in alle Brunnen,
auf dass der Garten Eden fällt.
Antimensch, erhebe dich,
aus der Asche der Geschichte!
Krankheit soll im Atem stehen
denn das Wort wird mehr gewichtet.
Lass die Wolken Pech durchtränkt
Sturm und Hagel auf uns stürzen.
In die Flüsse, in die Meere,
auf dass es in die Stadt gelenkt
Ratten gleiche Parasiten
aus den Kargen Gassen kehre!
Stoss jeden Stuhl am Strick,
huste Viren ins Gemach,
nimm dem Menschen alle Träume,
die er einst ins Kissen stach.
Antimensch, erhebe dich!
Antimensch, erkenne dich!
Antimensch, befreie dich!
Vorwärts!
7. S.I.N.
Gib mir ein Argument,
das den Weg der Sterne kennt
und mich bestärkt
die Geschichte umzuschreiben,
den neuen Kurs bestimmt,
bevor die Kerze niederbrennt,
bevor die letzten Lebenswogen
mich aus dieser Welt vertreiben.
Ich suche Absolution.
Vergebung für die Wirklichkeit
denn keiner von uns dürfte ihr am Ende widersprechen.
Gib mir ein Argument,
das den Menschen menschlich nennt,
und mich besänftigt,
mich mit seinem Volk zu brechen.
Gib mir die Leidenschaft,
die Stärke und die Willenskraft.
Reiss meinen Geist
vom Grunde tiefer Meere.
Gib mir die Zuversicht,
dass alles sich zum Guten kehrt,
die Welt ein Herz aus Fleisch besitzt,
das mehr als Macht & Geld begehrt.
Gib mir Vertrauen, dass ein neuer Heiland wacht,
der dem Menschen wohlgesonnen,
allem Hass den Rücken kehrt,
und nicht am Thron der Existenz,
die gleichen dummen Fehler macht,
wie wir, wie ich, wie er, wie sie!
Wie jeder, der sich selbst verehrt.
Errette mich!
Mein Argument kniet auf dem Boden,
sein Weg ragt gerade ins Gesicht.
Alle Träume werden Masse,
wenn der Schrot die Hülle bricht.
Der Rachen öffnet sich dem Willen
als die Sehnen kontraktieren,
um die Coda meines Lebens
in Noten an die Wand zu schmieren.
Nur der Hass ist was mir bliebe.
S.I.N.
8. Kyrie Eleison
Und ich sah: Das Lamm öffnete das sechste Siegel.
Da entstand ein gewaltiges Beben.
Die Sonne wurde schwarz wie ein Trauergewand und der ganze Mond wurde wie Blut.
Die Sterne des Himmels fielen herab auf die Erde,
wie wenn ein Feigenbaum seine Früchte abwirft,
wenn ein heftiger Sturm ihn schüttelt.
9. Monument Ende
Trauer atmet Tränen,
atmet Hoffnung, atmet Wut.
Trauer stürzt die Träume
in die Wogen schäumender Flut.
Monument...
Ende!
Trauer lässt uns fallen,
auch wenn wir fest steh'n.
Trauer macht uns müde,
des Weges, den wir geh'n.
Trauer färbt den Himmel,
nimmt die Farben fort,
lähmt das Herz im Körper,
erträgt wie er verdorrt.
Zum Letzten mal streckt sich der Atem
zu den Füssen der Kultur
um gemeinsam einzustimmen,
das Monument zerbricht in Dur.
Alles lag in meinen Händen,
wird's in der Geschichte heissen.
Jeden Willen liess ich enden,
um zum Firmament zu reisen.
Jeder Muskel um den Knochen
hat mit dieser Welt gebrochen.
Alle Teilchen stehen still,
weil das Schauspiel Bild sein will.
Tiefe legt sich ins Gemälde
als ich von der Leinwand schwebe,
mich als Licht geword'ner Stern
mit dem Firmament verwebe.
Die Welt endet hier.
das Monument bricht.
Sie endet Dank dir,
Im Zweifel durch mich.
Die Welt geht heute Nacht.
Das Monument fällt.
In leuchtender Pracht
versteinert die Welt.