1. Am Ende Des Sommers
(инструментал)
2. Glückliche Kinder
Herbst...
Nasskalt stürmt dein Atem, strömt der Fluss in seinem Bett
Unten an den Ufern, wo die Nacht nach Winter riecht
Bar jeder Barmherzigkeit dein Sog, der erste Frost
Unten in den Gräsern, wo das Lied des Sommers siecht
Goldbraun das Rot nasskalt lodernder Feuer
Im scheidenden Grün warmen Lichts weit und breit
Und mein Tritt in die Flammen, die taumelnden, klammen
War mir wie ein Rascheln im Herbstlaub der Zeit
So weit war das Himmelszelt, das sternestarrend
Das alles umfasste, noch während wir harrend
Der Ding, die wir zu erschaffen gedachten
An Flussufern saßen und sangen und lachten
Und wir spielten...
Weil wir es uns nicht verboten
Weil es noch Märchen gab
Weil Glück noch kein Vergehen war
...zwischen den Sternen
Und wir schrieben...
Weil Dunkelheit uns rief
Weil die Worte uns drängten
Weil Schreiben wie Schreien ist
...Worte vom Untergang
Und der Nordwind singt ein Lied
Als ohne Hast er durch die Seiten eines Buches fährt
Heute sind die Zeilen längst vergilbt
Doch der Wind, der weht, sagt mir
Wir waren glückliche Kinder
3. Ein Ouzo Auf Den Nordwind
Sämig perlte Winterkristallhonig nach dem ersten Frost
Ein Abgrund war nur Neuland – eine Schlucht ist ja Verderbnis nicht
In Kellern bei den drögen Straßen übten tote Knabenchöre
Und die Dunkelheit des Winters war nur ein Kokon für Licht
Für alle die, die fort sind
Einen Ouzo auf den Nordwind
Vergisst der große Strom die Bilder dieser Zeit?
Er war die Zukunft schon in der Vergangenheit
Der große Strom hält neue Reisen uns bereit
Und wenn wir schon mal dort sind
Einen Ouzo auf den Nordwind
Halb verblasste Irre in den Eingangshallen der Hotels
Und Glockenspiel, das nachmittags bis hinaus in die Wälder klang
Wie Pulverschnee bei Blutmond und zu schönen Frauen aus dem Süden
Während man bei Kerzenschein schon wieder von dem Frühling sang
Und wie ein kaltes Rauschen von den tausend Seen
Schien mit dem Eiswind lau ein Licht zu uns zu weh'n
Ein Hauch Anis...
4. Lethe, Stein Und See – Teil I
(инструментал)
5. Löschkommando Walpurgisnacht
Löscht die Lohen, die da lodernd leidbringend nach Leibern lechzen
Auf den Plätzen ferner Dörfer, die verblendet jene strafen
Die wir dereinst lieben lernten, als an Frühlingslagerfeuern
Bei verwaisten Totenackern wir uns nachts zum Umtrunk trafen
Legt den Lügnern, Leichenfledd'rern Steine an, schleift sie zum Flusse
Lauscht den Wellen, die verlor'n und leis' an Lethes Ufer schlagen
Wenn die Wasser überm Lynchmob aus den Dörfern dann sich kräuseln
Zieht zurück zu euren Feuern, lasst den Strom sich damit plagen
6. Desîhra Mogontiacum
Der erste Abend eines Jahres
An dem noch die Vögel singen
Soll in Dankbarkeit verklingen
Wo blinde Schatten lauern
Die ihren eigenen Weg kaum kennen
Und dies auch nicht bedauern
Bei Dornenwerk, Gestrüpp und Stein
Von Moos gewürgte Mauerkronen verfallener Zitadellen
Am großen Strom
Seit Jahren schon
Der Wandel kommt, der Wandel bleibt
Der Wandel feiert seinen eigenen Tod
Vom anderen Flussufer schallen aus den fernen Bergen
Süße Rufe, die ungehört verhallen
Der Wandel bleibt
Dies sind unsere Straßen
Die mehr Wege derer kennen, die wir hassen
Als derer, die wir lieben
Haben wir uns längst dem Hass verschrieben?
Wurden wir schon Zerrbilder der Wege, die wir gehen wollten?
Sind Straßen nur noch Grenzen, die einst neues bringen sollten?
Was ist dann geblieben?
...das dunkle, fein gewebte Seidentuch der lauen Nacht
Troff vom nokturnen Nektar, und der fahle Mond warf weiche Schatten
Auf die Grabinschrift von Pythias Ruhestätte und zwei Raben
Die dort schon seit vielen Monden stumm wartend gesessen hatten
Ihre Stimmen krächzten menschengleich herauf zu mir vom Grabe
Jener Weissagung, die sinnend schweigt seit zäh zerronn'nen Zeiten:
Glücklich, wer mit Liebe selbst die dunkle Kraft des Hasses formt
Denn der vermag bar jeder Last zu wandeln auf den Schattenseiten
Das Leben schlug gern uns die Fänge ins Fleisch
Denn der zweifelnde Leib ist ein schmackhafter Bissen
Und oft hat der Nachtwind die Wunden geleckt
Und wir haben das Fleisch wieder an uns gerissen
Solange das Herz an den Sommer noch glaubt
Gibt es immer den Waldsee, in dessen Gesicht
Sich durch Astwerk das Silber des milchigen Mondlichts
Sanft spiegelt und flüstert Vergesst eurer nicht...
Doch Herzen sind wankelmütige Gesellen
Und Licht ist oft nur Schein
Wir
Wir sind die Kinder
Einer fast vergessenen Zeit
Wir
Wir singen allzu oft von damals
Doch damals sangen wir viel seltener von der Vergangenheit
Denn damals war der Morgen oft das Vorbild eines Traumes
Und die Vergangenheit der Hüter alter Schätze
Wir
Wird sind die Schatten
Die unsere Kindheit wirft
Wir sind das Abbild eines Traumes
Wann sind wir die Totengräber in der Galgendämmerung?
Wann sind wir nur noch die Gemälde längst Verblichener?
Was, wenn der Aschefrühling kommt, an dem kein Phönix sich erhebt?
Und von den Nordgöttern kein Wind mehr zu uns weht...
Die Vorahnung eines Mittsommernachtsschauers
Schwebt schwer aus den Himmeln, aus denen auch bald
Ein zersplitternder Mondstrahl in wiegende Farne
Sich stürzt und sein Nachtlager findet im Wald
Wo Blüten von tagesscheuen Sommerblumen
Wie Augen der Nacht in die Finsternis tasten
Und dösend im Nachgeschmack des Sommertages
Die Wunschträume still unter Blätterwerk rasten
Es säumten verwitterte Steine die Straßen
Zum Hügel, von dem man auf Feindesland blickte
Das jenseits des Flusses in Bergwald erstickte
Und aus dem uns doch so viel Gutes ereilte
Und wenn wir am Ufer an Wehrtürmen saßen
Bei Wagenburgen vor schäbigen Spelunken
Dann schien es manchmal, unser Stern sei gesunken
In Tiefen, in denen man fortan verweilte
Wir
Wir sind die Schatten
Zwischen längst gefällten Bäumen, die jene Straße säumten
Zwischen längst geschleiften Steinen hinauf zum Hügel
Hinauf zum Wetterleuchten, das aus Träumen sickert
Wir
Wir sind die Kinder
Die das Kind sein sich bewahren müssen
Die verdursten, wenn der Quell der Träume
Allzu sehr bereichert wird mit Wissen
Weil Reichtum Raum greift und verdrängt...
7. Die Pfähler
An euch, die ihr im Lichte steht
Die Silhouetten, die ihr seht
Auf Pfählen schwarz vor rot gegen den Sonnenuntergang
Das sind die Träume, die so sehr
Nach Glanz sich sehnten oder mehr
Die Hymnen, die sie schmetterten, waren ihr Abgesang
Denk' an den Tag, an dem du starbst
Die Pfähler...
Der wahre Glaube lodert wie der Stern, der nie den Nachtwind spürt
Der wahre Glaube ist die Gluthitze, die nur das eine kennt
Den einen Traum, den einen Weg, der Straßen flutet, Brücken sprengt
Er leuchtet wie ein Totenlicht, das letztlich leer und blind verbrennt
Es sind die Pfähler
Die Eiferer in dir
Sie atmen Stillstand und Tod
8. Am Waldrand
Wandteppiche aus dem Garn zwier Dekaden
In finst'ren Kaschemmen am Waldrand des Trauerns
Die alternden Brüder der Freiheit am Tresen
Des Zweifelns mit Nektar im Glas des Bedauerns
Nachdem die Nacht herabgesunken...
Nun fort mit dem Glas, das den Inhalt verdirbt
Oder wascht es mit Wasser, das Lethe euch spendet
Dann schenkt euch neu ein und stoßt an mit dem Wein
Auf die glücklichen Kinder, den Traum, der nicht endet
Und über allem brennt
Blutrot ein Stern am Galgenfirmament
9. Lethe, Stein Und See – Teil II
(инструментал)
10. Im Dunst Am Ewigen Grab Der Sonne
Der Himmel des Tages stirbt an off'nen Wunden
Der Abend am Meer liegt im Himmelszeltblut
Und zaghaft verschlingt bald das dämmernde Dunkel
Fast zärtlich der Sonne ertrinkende Glut
Das Klagen der Möwen benetzt zart das Rauschen
Der stetigen Wellen an einsamem Strand
Und Spuren der Stunden, die kamen und gingen
Verlieren sich schweigend im lauwarmen Sand